In der Beschlussvorlage für die Bund-Länder-Runde am Dienstag, 21.12. wird der fehlende Infektionsschutz der bestehenden Impfungen, der durch die Omikron-Variante jetzt eingetreten ist, offen eingestanden:
„Die neue Virusvariante unterläuft außerdem einen bestehenden Infektionsschutz. Sie infiziert damit in kürzester Zeit deutlich mehr Menschen und bezieht auch Genesene und Geimpfte stärker in das Infektionsgeschehen ein. Dies kann zu einer explosionsartigen Verbreitung führen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Expertenrats weisen darauf hin, dass nach den ersten Studienergebnissen der Impfschutz gegen die Omikron-Variante rasch nachlässt und auch immune Personen symptomatisch erkranken.“
Vom Booster wird in dem Papier zwar behauptet, er könne neuen Immunschutz aufbauen, das ist bei Omikron laut zahlreicher Studien jedoch nur sehr bedingt der Fall. Mehrere aktuelle Studien aus England untersuchen die Wirksamkeit der bisherigen Impfstoffe gegen symptomatische oder gar schwere Verläufe, die durch Omikron verursacht werden. Bezüglich des Schutzes vor symptomatischen Erkrankungen durch Omikron fand eine der Studien 15 Wochen nach der zweiten Impfdosis mit AstraZeneca keinen nachweisbaren Schutz mehr, die relative Risikoreduktion (RRR) 15 Wochen nach der zweiten BioNTech-Dosis betrug noch etwa 35% (Andrews 2021a). Zwei Wochen nach einem Booster mit BioNTech betrug die RRR bei AZ 76%, bei BP 71%. Für die durch schwere Verläufe stärker bedrohte Altersgruppe über 50 Jahre fand eine andere Studie 14 Tage nach einem Booster mit BioNTech eine Schutzwirkung von 87% bei vorausgegangener zweimaliger AZ-Gabe, 84% bei zweimaliger Grundimpfung mit BP (Andrews 2021b). Das gleiche Forscherteam errechnete als Schutz vor der Hospitalisierung 14 Tage nachdem einem Booster mit BP auf 89% nach zweimaliger AZ- und 85% nach vorheriger zweimaliger BP-Impfung (Andrews 2021c).
Wie lange dieser moderate Schutzeffekt, 71% ist nicht wirklich atemberaubend, anhält, ist naturgemäß völlig unklar. Wieweit die Boosterimpfung vor der Übertragung des der Omikron-Variante des Virus schützt, ist davon abgesehen vollends unklar.
Auch neueste Daten aus Dänemark deuten stark darauf hin, dass die Omikron-Variante praktisch nicht mehr zwischen Geimpften und Ungeimpften unterscheidet, beide Gruppen können sich genauso anstecken. Wobei auch in Dänemark eine niedrige Hospitalisierungsrate zu beocbachten ist. Genaueres über den Verlauf der Infektion mit Omikron ist jedoch noch nicht bekannt.
Jedenfalls strotzt die Beschlussvorlage der Bund-Länder-Runde vor Widersprüchen, denn wenn auch Geimpfte sich infizieren und das Virus übertragen können, wieso können diese dann weiterhin ohne Tests an Veranstaltungen teilnehmen, in Bahn und Bus fahren oder den Einzelhandel besuchen, während Ungeimpfte draußen bleiben oder sich testen lassen müssen? Wieso wird angesichts dieser Situation nicht endlich eine konsequente 1G-Regel, also Tests für Ungeimpfte und Geimpfte eingeführt, wenn doch auch Geimpfte das Virus in seiner neuen Variante jetzt eindeutig übertragen können?
Auch der bekannte Virologe und Epidemiologe Alexander Kekulé plädiert für eine Aufhebung der Sonderrechte für Geimpfte: „Die Beibehaltung der Sonderrechte für Geimpfte und Genesene (2G-Regel), die bereits in der Delta-Welle erheblich zum Anstieg der Inzidenz beigetragen haben, wäre in der Omikron-Welle unverantwortlich.“
Sehr lange wird das bestehende Kartenhaus der Politiker aus Privilegien für Geimpfte und avisierter Impfpflicht wegen Fremdschutz nicht mehr aufrecht zu erhalten sein. Die in der Gesetzesvorlage zur Änderung des IFSG am 10.12. vorgebrachte Begründung einer berufsbezogenen Impfpflicht dürfte mit der neuen Virusvarinate jedenfalls Makulatur geworden sein:
„Die Impfung reduziert das Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren und SARS-CoV-2 an andere Menschen zu übertragen, substanziell. In den genannten Einrichtungen Tätige können durch eine Impfung dazu beitragen, das Risiko einer COVID-19-Erkrankung auch für die vulnerablen Personen so weit wie möglich zu reduzieren.“
Die Impfungen schützen gegenüber Omikron wenn, dann wirklich nur noch den Geimpften selbst, ein Fremdschutz ist bei diesen Impfstoffen und dieser neuen Variante kaum noch vorhanden, sonst würde sie sich nicht so rasant unter Geimpften verbreiten.
Abgesehen davon aber, und das ist das möglicherweise Beruhigende an der neuen Variante, deutet alles darauf hin, dass Infektionen mit Omikron deutlich milder und selten mit schweren Komplikationen verlaufen und zwar nicht nur in Südafrika, sondern auch in Großbritannien.
Es sieht im Moment ganz danach aus, dass Omikron sich zwar sehr viel schneller verbreitet, dafür aber mildere Verläufe verursacht, was damit zusammenhängen könnte, dass Omikron mehr die oberen Atemwege und nicht so sehr die unteren Atemwege befällt. Alexander Kekulé jedenfalls warnt erneut vor übertriebener Panik:
„Mit Omikron ist die Pandemie jedoch in eine neue Phase eingetreten, für deren Bekämpfung die bisherigen Gegenmaßnahmen nicht mehr geeignet sind. Weil die neue Variante auch Geimpfte und Genesene infiziert und zudem wahrscheinlich auch noch ansteckender als Delta ist, könnte sie nur ein sofortiger, vollständiger Lockdown aufhalten. Der wäre jedoch nicht mehr verhältnismäßig, weil das Risiko für Geimpfte und Genesene ohne besondere Risikofaktoren sowie für junge Menschen - also den größten Teil der Bevölkerung - im Vergleich zu Delta gering ist.“
Warten wir also ab, was uns unsere Politiker als nächste Botschaft präsentieren werden. Die jetzt einsetzende nächste Impfkampagne für Ungeimpfte wird jedenfalls definitiv nicht mehr dem Fremdschutz gelten können, sondern wenn, wie es von Anfang an der Sinn dieser Impfstoffe gewesen ist, dem Selbstschutz.
Dennoch sollte man wissen, dass die Omikron-Variante eine Folge der Massenimpfungen ist.
Forscher der Michigan State University (MSU) stellen in einer neuen Studie dazu fest: „Das Auftreten und die Häufigkeit von impfstoffresistenten Mutationen korrelieren stark mit den Impfraten in Europa und Amerika“, heißt es in einer am 7. Dezember in PubMed Central veröffentlichten Studie. „Jüngste Studien bestätigen, dass natürliche Selektion der dominierende Mechanismus der SARS-CoV-2-Evolution ist, der Mutationen begünstigt, die die virale Infektiosität verstärken. Hier zeigen wir, dass Mutationen, die den Impfstoff durchbrechen oder gegen Antikörper resistent sind, einen neuen Mechanismus der viralen Evolution darstellen“.
Ob man sich angesichts von Omikron trotz dieser Immune-Escape-Problematik der mRNA-Impfstoffe doch noch impfen lassen sollte, muss nach wie vor jedem Einzelnen selbst überlassen bleiben - zumal erstens nicht absehbar ist, wie stark die Impfungen bei Omikron jemanden schützen, der nicht relevant gefährdet ist, und ob zweitens eine solche Impfung dann auch bei der nächsten Variante noch einen effizienten Selbstschutz bietet. Angst ist und bleibt dabei jedenfalls der schlechteste Berater.
Andreas Neider
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Franz Nüderer (Dienstag, 21 Dezember 2021 23:42)
Virus-Mutationen entstehen aber nicht nur durch Impfung, sondern ebenso durch hohe Infektionsrate in der Bevölkerung (s.o.g. MSU-Studie) und durch lange Infektionsdauer des Individuums infolge Immunschwäche.
Omicron: South African scientists probe link between variants ...https://www.bbc.com › news › wor...
Franz Nüderer (Dienstag, 21 Dezember 2021 22:49)
Die MSU-Wissenschaftler glauben, dass ähnliche Mutationen auch in naher Zukunft auftreten werden: „Wir gehen davon aus, dass Impfstoff-Durchbruch- oder Antikörper-resistente Mutationen wie die in Omicron als ergänzender Übertragungsweg zu einem dominierenden Mechanismus der SARS-CoV-2-Evolution werden, wenn der Großteil der Weltbevölkerung entweder geimpft ODER INFIZIERT ist.„