Der nachfolgende Beitrag von Dr.med. Christoph Bernhardt plädiert für einen Strategiewechsel in der gegenwärtigen Pandemiepolitik und setzt an die Stelle von 3G- und 2G-Regeln, durch die die Ungeimpften ausgegrenzt und gesellschaftlich benachteiligt werden, eine 1G-Regel, bei der alle jeweils Betroffenen sich testen lassen. Denn bei einer Impfung, die keine sterile Immunität verleiht und die das Virus weiterhin zirkulieren lässt, ist nicht die Impfung der eigentlich soziale Akt, sondern das Testen zur Vermeidung von Infektionsübertragungen.
Die Politik hat seit Beginn der Pandemie alle Hoffnung einseitig nur auf die Impfstoffe gegen Covid-19 gesetzt. Wie die aktuell nicht nur hierzulande, sondern auch in einigen Ländern mit sehr hoher Impfquote explodierenden Inzidenzen zeigen, haben die Impfstoffe die in sie gesetzten Hoffnungen teilweise nicht erfüllt. Sie können weder eine sterile Immunität des Einzelnen noch eine Herdenimmunität der Gemeinschaft erzeugen. Ihr Hauptnutzen liegt darin, dass sie das Risiko für einen schweren Verlauf reduzieren. Darauf hat der Virologe Prof. Streeck bereits im September hingewiesen: „Man muss den Menschen klipp und klar sagen: Die Impfung dient dem Eigenschutz“, betonte der Virologe. Man könne durch die Impfung nicht mehr schwer erkranken, aber Corona auch als Geimpfter weiter übertragen. „Darum wird es durch die Impfung alleine auch – anders als das gerne gesagt wird – keine Herdenimmunität geben“, betonte Streeck.[1]
Im Sinne einer klugen Risikostrategie erscheint es grundsätzlich als ein Fehler, wenn die Politik in einer derart volatilen Lage, wie sie in einer Pandemie gegeben ist, einseitig nur auf eine Maßnahme setzt. Eine rationale Pandemiebekämpfung sollte immer auf mehreren Säulen ruhen. Als zweite, von der Politik in den letzten Monaten durch die vorübergehende Abschaffung kostenloser Schnelltests sträflich vernachlässigte Säule der Pandemiebekämpfung sollte nach wie vor eine kluge Teststrategie eingesetzt werden. Diese wäre dazu geeignet, die Defizite der Impfung beim Fremdschutz auszugleichen. Durch Tests werden Infizierte erkannt, die sich danach isolieren können, wodurch Infektionsketten unterbrochen werden. So kann die Virusverbreitung in Zeiten hoher Inzidenz gebremst werden, damit die Krankenhäuser vor einer Überlastung geschützt werden.
Laut einer Studie der Universität Bonn konnten Tests in der Frühjahrswelle die Infektionszahlen alleine im Mai um gut 40 % senken und hatten dabei einen stärkeren Effekt auf die Infektionszahlen als die ansteigende Impfquote.[2] Während bei niedriger Inzidenz Tests in sensiblen Bereichen wie Pflegeheimen vordringlich sind, sollte die Testpflicht bei hoher Inzidenz auf alle Bereiche mit erhöhtem Infektionspotential ausgedehnt werden.
In Hochinzidenzphasen wäre daher die 1G-Regelung (Tests für alle in Situationen, in denen ein stark erhöhtes Infektionsrisiko besteht), die sinnvollste und effektivste Regelung zur Pandemiekontrolle, wie schon der Virologe Schmidt-Chanasit zu Recht bemerkt hat[3].
Wie sinnvoll ist die 2G-Regelung?
Die von der Politik aktuell präferierte 2G-Regelung begünstigt im Gegensatz zu 1G in Zeiten hoher Inzidenz die Weiterverbreitung des Virus unter den Geimpften, unter denen es sich, wie Prof. Kekulé zu Recht bemerkt hat[4], aufgrund fehlender Tests unbemerkt wie ein Tarnkappenbomber verbreitet, was dann auch zur Infektion der geimpften Mitglieder der Risikogruppen führt, die dann in nicht geringer Zahl am Ende in den Kliniken landen.
Schon jetzt sind in der Gruppe der über 60 Jährigen 71,4 % der Neuinfektionen, 56 % der Hospitalisierten und 52,5 % der Verstorbenen doppelt geimpft, Tendenz steigend (siehe RKI Wochenbericht vom 25.11.21, S. 24)[5].
2G ist epidemiologisch unplausibel, da Geimpfte ja genauso ansteckend sein können und sogenanntes „Superspreading“ nachweislich auch auf 2G-Events stattfindet. "Feiert das Virus bei 2G mit, könnten bis zu 80 Prozent der Feiernden infiziert nach Hause gehen."[6]
Auch das Argument, dass 2G die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass ungeimpfte Teilnehmer auf Intensivstation landen, ist nicht stichhaltig. Es beruht auf dem noch immer herrschenden Grundirrtum der ganzen Impfkampagne, nämlich zu glauben, dass die Risikodifferenz zwischen Geimpften und Ungeimpften besteht, während sie in Wahrheit v. a. zwischen Jung und Alt besteht. Das Risiko, auf Intensivstation zu landen, ist bei einem ungeimpften gesunden 20Jährigen geringer als bei einem geimpften 70Jährigen. Wenn man die Zahlen der 18- 59Jährigen Ungeimpften des RKI Wochenberichtes vom 18.11. 21 nimmt[7], sind in dem darin betrachteten 4 Wochen-Zeitraum von den 111.898 infizierten Ungeimpften am Ende 450 auf einer Intensivstation behandelt worden, eine Quote von ca. 0.4 %. Bei den über 60 Jährigen sind im selben Zeitraum von 30.348 geimpften Infizierten 406 auf einer Intensivstation behandelt worden, eine Quote von ca. 1.34%. Die Wahrscheinlichkeit, dass unter 60jährige Ungeimpfte auf der Intensivstation landen ist also ca. um den Faktor 3.35 niedriger als die Wahrscheinlichkeit bei geimpften über 60Jährigen.
Wenn man die Intensivstationen entlasten wollte, müsste man in Zeiten hoher Inzidenz also nicht die jungen, negativ getesteten Ungeimpften ausschließen, sondern die Alten und Kranken, unabhängig vom Impfstatus. Das wäre natürlich auch eine moralisch verwerfliche Diskriminierung, aber wenigstens eine, die man epidemiologisch begründen könnte. Glücklicherweise ist unsere Gesellschaft zu dieser Form der Diskriminierung nicht bereit.
Umso erschreckender, dass die epidemiologisch unsinnige Diskriminierung und Ausgrenzung ungeimpfter, negativ getesteter 20Jähriger bis weit in linksliberale Kreise salonfähig geworden ist.
Da sich die Defizite von 2G mehr und mehr zeigen, wird zunehmend 2G-plus, d. h. Zutritt nur für Geimpfte und Genesene mit Test gefordert. Damit würden sich aber weiterhin die Treffen der Ungeimpften in den privaten Bereich verlagern, wo sie noch schlechter kontrolliert werden können und die Infektionsdynamik damit noch weiter steigen würden. 2G-plus ist daher bei nüchternen Betrachtung im Hinblick auf die Infektionskontrolle in der Gesamtbevölkerung, auf die es in Bezug auf die Vermeidung der Überlastung der Krankenhäuser ankommt, die ungeeignetere Variante, worauf auch der Virologe Prof. Streeck wiederholt hingewiesen hat.[8]
2G hat noch dazu den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verloren seit die STIKO festgestellt hat, dass der Impfschutz bei mit Johnson & Johnson Geimpften grundsätzlich als nicht ausreichend eingeschätzt und bei über 70-Jährigen nach 6 Monaten unabhängig von der Art des Impfstoffes ohne Auffrischung auch nicht mehr als ausreichend angesehen wird. Wenn es also bei 2 G um den Impfschutz und nicht um die Schikane der Ungeimpften ginge, müssten diese beiden Gruppen bei 2G ausgeschlossen werden, was nicht der Fall ist.
Konsequent ist das israelische Modell, wo das Impfzertifikat automatisch alle 6 Monate erlischt, wenn keine Auffrisch-Impfung erfolgt. Es dürfte aber langfristig fraglich sein, ob die Bevölkerung eine Impfwiederholung alle 6 Monate als Zugangsvoraussetzung zum gesellschaftlichen Leben akzeptiert. Das käme einer dramatischen Aushöhlung der Grundrechte gleich, die dann nur noch bei permanentem Impfwohlverhalten gewährleistet wären, allen Nebenwirkungen zum Trotz.
Wie sinnvoll wäre eine Impfpflicht für Gesundheitsberufe?
Eine Impfpflicht ist rechtlich nur denkbar bei Impfstoffen, die eine sterile Immunität und eine Herdenimmunität erzeugen. Darauf hat auch die Gesundheitspolitikerin und neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hingewiesen: „Wenn man zu dem harten Schwert der Impfpflicht greift, sollte man mit dem Impfstoff das Virus ausrotten oder zumindest eine komplette Immunisierung hinbekommen können. Bei Masern ist das der Fall, bei Corona bisher nicht. Sicher könnte man mit einer Impfpflicht die Impfquote erhöhen. Auf der anderen Seite läuft man Gefahr, die Gesellschaft weiter zu spalten.“ [9]
Was Bärbel Bas in Bezug auf eine allgemeine Impfpflicht sagt, gilt natürlich auch für eine Impfpflicht für Gesundheitsberufe. Auch diese macht nur Sinn, wenn die Impfung sterile Immunität erzeugt. In Bezug auf die aktuellen Corona-Impfstoffe gilt jedoch, dass Geimpfte bei einer Infektion die gleiche Viruslast haben wie Ungeimpfte. Geimpfte Pflegekräfte können daher die Patienten ebenfalls in erheblichem Ausmaß infizieren. Nach einer Studie aus The Lancet war z. B. in Haushaltssituationen das Risiko, andere anzustecken, bei Geimpften und Ungeimpften nahezu identisch[10].
Es wird zwar gerne darauf hingewiesen, dass die Viruslast bei Geimpften schneller sinkt als bei Ungeimpften, aber für die Ansteckung ist diese Tatsache nicht entscheidend, da man nach dem positiven Test in Quarantäne kommt und dort ohnehin niemanden mehr anstecken kann, egal ob die Virusmenge noch einige Tage länger oder kürzer hoch ist. Auch könnte man einwenden, dass Geimpfte etwas seltener erkranken als Ungeimpfte und daher ihr Ansteckungsrisiko geringer ist. Der Schutz der Impfung vor einer Infektion beträgt einer Studie aus dem New England Journal zufolge jedoch nur noch 20% nach ca. 4 Monaten[11]. Das ist also nur ein äußerst geringer Faktor, der zudem durch viele andere Faktoren, wie die Häufigkeit der Sozialkontakte wieder ausgehebelt werden kann. So ist die Infektionswahrscheinlichkeit einer geimpften Pflegekraft mit vielen Sozialkontakten (viele Kinder in Kita und Schule oder ausgeprägtes Partyleben) am Ende höher als bei einer ungeimpften Pflegekraft mit wenig Sozialkontakten.
Im Hinblick auf eine mögliche Impfpflicht, die ja zum Schutz der Patienten nur Sinn machen würde, wenn die Impfung zu Übertragungsschutz führt, ist ein Zitat Drostens interessant, in dem er ausführt, dass er auch bei einer Booster-Impfung davon ausgeht, dass der Übertragungsschutz nur ca. 2 Monate anhält: "Eine Booster-Impfung ist einfach hervorragend...Die führt dazu, dass der nachweisbare Krankheitsschutz vor schwerer und vor überhaupt einer Infektion steigt. Und der führt mit großer Wahrscheinlichkeit auch dazu, dass wir einen viel länger anhaltenden Schutz bekommen. Ich glaube nicht, dass der dazu führt, dass man über einen sehr viel längeren Zeitraum als bisher einen Übertragungsschutz hat, also so ungefähr zwei Monate nach der Dosis." [12]
Angesichts dieser Tatsache stellt sich die Frage, wie man bei einer Impfung, die nur ca. 2 Monate Übertragungsschutz bietet, eine Impfpflicht rechtssicher begründen will.
Der eventuell vorhandene geringe Prozentsatz der Risikoreduktion einer Übertragung durch die Impfung wird zudem am Ende höchstwahrscheinlich dadurch wieder aufgehoben, dass Geimpfte weniger Symptome haben und daher geimpfte Pflegende eventuell ihre Infektion seltener bemerken und daher mit höherer Wahrscheinlichkeit ungewollt infiziert zur Arbeit gehen und dadurch ein eventuell sogar höheres Ansteckungsrisiko für die Patienten sind, als dies bei Ungeimpften, die stärker symptomatisch erkranken, der Fall wäre. Paradoxer Weise könnten daher die geimpften, öfter asymptomatisch erkrankten Pflegenden sogar ein höheres Infektionsrisiko für die Patienten darstellen als die Ungeimpften.
Sachlich richtig wäre statt einer Impfpflicht, die zum Erreichen des Ansteckungsschutzes der Patienten nicht geeignet ist, eine regelmäßige Testpflicht (bei hoher Inzidenz ggf. auch täglich), da damit die Ansteckungsgefahr tatsächlich reduziert wird.
Während die Impfpflicht also ungeeignet ist, das gewünschte Ziel zu erreichen, ist sie zusätzlich auch unverhältnismäßig, da man damit z. B. einen jungen Pfleger einem nicht unerheblichen, potentiell tödlichen Risiko einer durch die Impfung bedingten Herzmuskelentzündung aussetzt.[13] Zudem kann sie zu einem weiteren Exodus aus den Pflegeberufen und damit zu einer Verschärfung des Pflegenotstandes führen.
Grundsätze einer rationalen Impfkampagne
Da Impfen in erster Linie dem Eigenschutz vor schweren Verläufen dient, erfolgt es primär aus legitimem Eigeninteresse. Die Gesellschaft profitiert von der Impfung nur sekundär, sofern es sich um Impfungen in den Risikogruppen handelt, da nur diese nennenswert zur Entlastung der Intensivstationen beitragen. Der soziale Nutzen der Impfung zur Verringerung der Infektionszahlen ist, wie weiter oben bereits ausgeführt, hingegen nur sehr gering ausgeprägt, was ja auch die aktuellen Rekordzahlen der Inzidenz in Ländern mit hoher Impfquote zeigen. Während eine Impfung, die dem Eigenschutz dient, logischerweise eine freie Entscheidung des Einzelnen sein sollte, wie es bei anderen Maßnahmen zum Eigenschutz auch der Fall ist, dient Testen dem Fremdschutz, da man dadurch die anderen schützt. Nicht die Impfung ist also der eigentlich soziale Akt, sondern das Testen zur Vermeidung von Infektionsübertragungen.
Der Grund dafür, dass die Impfung nur einen unzureichenden Fremdschutz bietet, liegt darin, dass durch eine in den Muskel verabreichte Impfung nur IgG-Antikörper gebildet werden. Diese sind v. a. für den Schutz der Lunge wichtig. Die für den Schleimhautschutz der oberen Atemwege wichtigen IgA-Antikörper, die die Virusvermehrung in Nase und Rachen verhindern könnten, werden zwar durch eine Infektion, aber nicht durch eine Impfung erzeugt. Da die Impfung die IgA Antikörperbildung nicht anregt, können Geimpfte auch eine vergleichbar hohe Viruslast in Rachen und Nase aufweisen wie Ungeimpfte, wodurch auch Geimpfte in erheblichem Ausmaß ansteckend sein können. Es war daher aufgrund des Wirkprinzips der Impfung bereits klar, dass diese bei einer Atemwegsinfektion höchstwahrscheinlich keine sterile Immunität erzeugen wird. Das wurde von Experten auch von Beginn an so prognostiziert, auch wenn in der Öffentlichkeit – teilweise bis heute – ein anderer Eindruck erweckt wird.[14]
Für eine rationale Pandemiepolitik müsste daher in Anlehnung an das eingangs erwähnte Zitat von Prof. Streeck die Grundregel gelten: Impfen dient primär dem Eigenschutz, Testen dem Fremdschutz. Beide Strategien ergänzen sich also. Wenn man beide klug kombiniert, kann man auf diesen beiden Säulen eine rationale Pandemiebekämpfung aufbauen.
Die Impfung wäre dann v. a. für die Risikogruppen relevant, da diese das höchste Risiko für einen schweren Verlauf haben. Sie wäre dann auch primär für diese empfohlen, wie es ja auch bei Influenza- und Pneumokokken-Impfungen der Fall ist. Der jetzige Ansatz hingegen, möglichst 85- 90 % der Bevölkerung zu impfen, beruht noch auf der Grundannahme, dass die Impfung zur Herdenimmunität führt, die schon lange widerlegt ist. Nur bei einer Impfung, die zur Herdenimmunität führt, macht ein Impfziel in Bezug auf eine solche Quote Sinn. Die Politik hat sich in dieses Ziel einer solchen Impfquote derart verrannt, dass sie nicht merkt, dass die rechtfertigende Grundlage für dieses Ziel nicht mehr gegeben ist, da eine Herdenimmunität bei Covid-19 durch die Impfung nicht erreichbar ist. Würde die Politik diesen Irrtum endlich erkennen, würde auch der Impfdruck auf die Jüngeren aufhören. Nüchtern betrachtet ist es absurd, dass Jüngere mit faktischer Ausgrenzung vom Sozialleben zu einer Impfung gedrängt werden, die ihnen und der Gesellschaft - wenn überhaupt - nur einen marginalen Nutzen bringt, da Jüngere selten so schwer erkranken, dass sie die Intensivstationen überlasten.
Die Problematik der Impfung bei Kindern und Jugendlichen
Diesem geringen Nutzen stehen erhebliche Nebenwirkungen gegenüber. Laut israelischen Daten kam es bei männlichen Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren bei einem von 6230 Geimpften zu einer Herzmuskelentzündung.[15]Eine derartige Nebenwirkungsrate würde man unter normalen Umständen nur akzeptieren, wenn die Erkrankung, gegen die die Impfung schützen soll, für Kinder eine sehr hohe Gefahr darstellen würde, was bei Covid-19 definitiv nicht der Fall ist. Laut einer Auswertung amerikanischer Daten war sogar die Rate kardialer Nebenwirkungen bei geimpften männlichen Jugendlichen höher, als die Rate an Hospitalisierungen durch Covid-19 in dieser Altersgruppe. [16]
Die Jugendlichen haben folglich bei der aktuellen Impfstrategie zuerst die nicht unerheblichen Risiken der Impfung und einige Monate danach trotzdem das Risiko zu erkranken und dann nicht nur das Impf- sondern auch das Erkrankungsrisiko zu tragen. In Wahrheit addiert sich das Impfrisiko auf diese Weise noch auf das Erkrankungsrisiko (natürlich abzüglich des geringen Prozentsatzes, in dem die Impfung auch noch nach 6-8 Monaten vor einer Infektion schützt), oder aber das Impfrisiko wird alle 6 Monate erneut eingegangen im Rahmen von regelmäßigen Auffrisch-Impfungen. Dann würde sich z. B. schon in 5 Schuljahren bei 10 Impfungen das Risiko für eine Herzmuskelentzündung auf 1 Fall pro ca. 600 Schülern erhöhen (falls Kinder nur einmal pro Jahr geboostert werden käme diese Rate erst nach 10 Schuljahren zustande).
Zur Beurteilung des Nutzen / Schadensrisikos der Impfung muss man zudem auch berücksichtigen, dass die Impfung keinen langfristigen und überzeugenden Schutz der Geimpften vor der Infektion und ihren Folgen wie z. B. Long Covid bietet, da bekanntlich der Impfschutz nach einigen Monaten bereits stark nachlässt und Long Covid auch nach Impfdurchbrüchen vorkommen kann.
Der Schutz der Impfung vor schwerem Verlauf spielt bei Kindern keine relevante Rolle, da diese ohnehin nur äußerst selten einen schweren Verlauf erleiden. Angesichts dieser eher dürftigen Nutzenbilanz hat die Chefentwicklerin des Astra Zeneca Impfstoffes, Sarah Gilbert, schon vor Monaten die einzige rational begründbare Schlussfolgerung gezogen: „Wenn also die Übertragung nicht zu verhindern ist und Kinder weder schwer erkranken noch sterben, dann stellt sich die Frage: Lohnt sich das Impfen?“ [17]
Auch die STIKO hat bekanntlich anfangs die Impfung der gesunden Kinder und Jugendlichen nicht empfohlen und ihre Meinung in dieser Frage erst später mit einer sehr umstrittenen Begründung geändert. Der Virologe Prof. Kekulé hat in einer klugen Analyse nachgewiesen, dass diese Begründung wissenschaftlichen Maßstäben nicht standhält. [18] Nach Kekulés Analyse hätte also die STIKO, wenn sie wissenschaftlichen Prinzipien treu geblieben wäre, bis heute keine generelle Impfempfehlung für gesunde Kinder abgeben dürfen.
Nüchtern betrachtet ist die Impfung bei gesunden Kindern und Jugendlichen ohne Vorerkrankungen daher medizinisch und ethisch problematisch, da man die Jugendlichen einem hohen Nebenwirkungsrisiko aussetzt, dem nur ein verschwindend geringer individueller und sozialer Nutzen gegenübersteht.
Wie folgenreich die Impfung der Jugendlichen sein kann, zeigt die Tatsache, dass es in Deutschland bereits zu mindestens 6 Todesfällen von Jugendlichen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gekommen ist. Ein vor kurzem nach der Impfung verstorbenes Kind litt laut Obduktionsbericht an einer seltenen Herzerkrankung. Daher ist in diesem Fall laut Einschätzung des PEI die Impfung nicht der alleinige Auslöser des Todes, was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass sie zumindest mitursächlich gewesen ist. [19] Schon vor diesem tragischen Ereignis meldete der letzte Sicherheitsbericht des PEI bereits 5 Todesfälle nach einer Coronaimpfung von Jugendlichen, von denen 3 schwere Vorerkrankungen hatten.[20]
Das Alarmierende daran ist, dass also bereits zwei Kinder ohne Vorerkrankungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung verstorben sind, wobei bei einem der Fälle offenbar nur unzureichende Informationen zu den genaueren Umständen vorliegen. Da gesunde Kinder selten spontan versterben und das PEI offenbar auch keine plausible andere Todesursache nachweisen konnte, steht zumindest der begründete Verdacht im Raum, dass bei zwei bisher gesunden Kindern die Impfung die Todesursache gewesen sein könnte. Wenn man bedenkt, dass laut STIKO-Chef Mertens bisher noch kein Jugendlicher unter 17 Jahre ohne Vorerkrankungen an Covid-19 verstorben ist,[21] wirft bereits der begründete Verdacht für tödliche Impfreaktionen bei gesunden Jugendlichen die Frage auf, ob die Impfung in dieser Altersgruppe eventuell sogar schädlicher sein könnte als die Erkrankung.
Ein beunruhigendes Risikosignal, das in eine ähnliche Richtung deutet, ist die Tatsache, dass in England während der Impfkampagne eine erhöhte Sterblichkeit bei männlichen Jugendlichen beobachtet wurde, die man zumindest hypothetisch mit der erhöhten Inzidenz kardialer Nebenwirkungen der Impfung in dieser Altersgruppe in Verbindung bringen kann.[22]
Eine verantwortungsbewusste Politik würde bei dieser Sachlage mindestens ein vorübergehendes Moratorium der Kinderimpfungen verfügen, bis der Verdacht wirklich zweifelsfrei ausgeräumt ist, dass die Impfung in den jüngeren Altersgruppen mehr Todesfälle bedingen könnte als die Erkrankung selbst.
Auf wie dünnem Eis sich die bisherige Impfkampagne in ethischer Hinsicht bewegt, beweist die am 10. 11. 21 erfolgte Empfehlung der STIKO, Menschen unter 30 Jahren nicht mehr mit Moderna zu impfen.[23] Das bedeutet rückblickend, dass in den letzten Monaten Jugendliche mit maximalem Druck im Zuge von 2G Regelungen zu einer Impfung gedrängt wurden, die im Falle von Moderna mittlerweile wegen zu hohen Nebenwirkungen für diese Altersgruppe von der STIKO als nicht geeignet und nicht vertretbar eingestuft wird. Selbst die Impfung mit dem in Deutschland üblichen Biontech-Impfschema wird in einigen anderen Ländern, z. B. in England und Norwegen, aufgrund von Sicherheitsbedenken aktuell in bestimmten Altersgruppen nicht mehr praktiziert und durch ein Eindosis-Schema ersetzt, das besser verträglich ist. [24]
Ist es ethisch wirklich verantwortbar, Jugendliche mit maximalem Druck – Auszubildende in Pflegeberufen künftig eventuell sogar mit einer gesetzlichen Impfpflicht – zu einer Impfung zu drängen, die in anderen Ländern aufgrund von Sicherheitsbedenken in dieser Form nicht mehr angewendet wird?
Grundsätze einer rationalen Pandemiepolitik
Eine rationale Pandemiepolitik müsste sich nicht nur am Prinzip der Verhältnismäßigkeit orientieren, sondern sich auch um einen ausgewogenen Kompromiss zwischen Freiheit und Sicherheit bemühen. 1G (Tests für alle) in bestimmten Bereichen wäre in dieser Hinsicht ein kluger Kompromiss zwischen Freiheit und Sicherheit. Er ermöglicht für alle, die in Pandemiezeiten größtmögliche Freiheit, am sozialen Leben teilzunehmen und sichert diese Teilnahme mit einem klugen Testkonzept in ausreichender Weise ab.
Die Impfung wäre dann ein freiwilliger Akt zum Eigenschutz vor schweren Verläufen und das wesentlich mildere Mittel der Tests der verpflichtende solidarische Beitrag aller zur Kontrolle der Pandemie in Zeiten hoher Inzidenzen, damit die Kliniken nicht überlastet werden.
Gleichzeitig wäre 1G ein wichtiger Beitrag zur Überwindung der Spaltungstendenzen der jetzigen Politik, die durch 2G noch zusätzlich angeheizt werden. Langfristig gelingt eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung nur, wenn die Regierung die Bevölkerung mitnimmt und nicht durch Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsgruppen deren Vertrauen verliert, dass sie in späteren Phasen der Pandemie für dann eventuell nötig werdende Maßnahmen noch dringend brauchen wird. Je gespaltener eine Gesellschaft ist, desto schwieriger wird es, eine einheitliche Linie der Pandemiepolitik durchzusetzen.
Um langfristig Erfolg zu haben, darf die Politik daher nicht das Vertrauen der Bürger verlieren. In der gegenwärtigen Lage droht ein massiver Vertrauensverlust, wenn die Politik das zentralste, hundertfach wiederholte Versprechen, es werde keine Impfpflicht geben, brechen würde. Wenn sich der Bürger nicht einmal auf derart dezidierte Versprechen verlassen kann, was soll er dann in Zukunft der Politik noch glauben und wie soll er dann der Regierung noch vertrauen, dass sie künftige Versprechen nicht genauso brechen wird? Vertrauensverlust ist also eine erhebliche Hypothek für die künftige Pandemiebekämpfung.
Langfristig hat die Pandemiepolitik umso eher Erfolg, je mehr sie die gesamte Breite der Bevölkerung einbezieht, sich auf wenige, rational nachvollziehbare langfristige Strategien konzentriert und die Eigenverantwortung der Bürger ernst nimmt.
In Zeiten niedriger Inzidenz sollte daher die Pandemiebekämpfung in einer freiheitlichen Gesellschaft vorrangig in die Eigenverantwortung der Bürger gelegt werden. In Zeiten hoher Inzidenz, in denen eine Überlastung der Kliniken droht, sollte eine ausreichende Pandemiekontrolle durch eine kluge Teststrategie im Sinne von 1G angestrebt werden.
Während 2 G die gesamtgesellschaftlichen Spaltungstendenzen verstärkt und das gesellschaftliche Klima weiter vergiftet, würde 1G dabei helfen, die soziale Polarisierung zu überwinden und die gesellschaftlichen Wunden zu heilen, was eine wichtige Voraussetzung für eine langfristig erfolgreiche Strategie ist.
Die aktuelle Entwicklung in Deutschland, die schon wieder zu regionalen Lockdown-Maßnahmen geführt hat, beweist, dass eine Strategie, die einseitig nur auf die Impfung und auf den Ausschluss der Ungeimpften aus dem gesellschaftlichen Leben setzt, nicht effektiv ist. Es ist daher höchste Zeit, bei der Strategie umzusteuern und eine kluge Teststrategie im Sinne von 1G zu implementieren, bevor weitere Lockdown-Maßnahmen drohen.
Dr.med. Christoph Bernhardt
[7] RKI Wochenbericht vom 18.11. a.a.O.
[10]Community transmission and viral load kinetics of the SARS-CoV-2 delta (B.1.617.2) variant in vaccinated and unvaccinated individuals in the UK: a prospective, longitudinal, cohort study - The Lancet Infectious Diseases
[11]Die Studie wird bei Zeit online zitiert, siehe Corona-Inzidenz: Die verzerrte Zahl | ZEIT ONLINE
[12] 99. Coronavirus-Update: Die Wissenschaft hat geliefert | NDR.de - Nachrichten - NDR Info. Hervorhebung nicht im Original.
[14]Der Professor für Vakzinologie Florian Krammer hat auf diese Tatsache bereits im September 2020 hingewiesen: https://twitter.com/florian_krammer/status/1310427192195772417
[16] SARS-CoV-2 mRNA Vaccination-Associated Myocarditis in Children Ages 12-17: A Stratified National Database Analysis | medRxiv
[17]Astrazeneca-Entwicklerin bezweifelt Nutzen einer Corona-Impfung für Kinder (berliner-zeitung.de)
[20]SIcherheitsbericht zu Verdachtsfällen von Impfnebenwirkungen und Impfkomplikationen bei den zugelassenen COVID-19 Impfstoffen (pei.de)
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Christa Stiegenroth (Dienstag, 30 November 2021 15:11)
Herzlichen Dank für die Mühe einer sachlichen Beurteilung der medizinischen und gesellschaftlichen Situation.
Dies ist genau meine Erkenntnis, nachdem ich als einzige getestete Nichtgeimpfte in einer Gruppe von übersicheren stolzen Geimpften mit dem Covid19-Virus infiziert wurde.
Zu meinem Erstaunen sind vier bereits dreimal Geimpfte Personen und ich selbst mit identischen Krankheitsverläufen nach dem professionellen Treffen erkrankt.
Meine sehr große Familie grenzt mich oder versucht es zumindest, durch Wiederholung medialer Argumente von Familienfeiern und -treffen aus.
Dies hat einen Leidensdruck meinerseits und ein angsterfülltes Leben andererseits zur Folge. Spaltung in Familie und Gesellschaft!
Ihr Bericht bestätigt mein Verlangen/meine Erkenntnis, dass Ihre vorgeschlagene G1-Regel die Lösung ist. Sowohl zur Eindämmung der Pandemie als auch aus gesellschaftlichem und politischem Interesse.
In großer Dankbarkeit und dem Wünschen, dass Ihre wertvolle Arbeit größte Verbreitung und Beachtung erfährt!
CS
Christoph Bernhardt (Donnerstag, 25 November 2021 08:21)
Sehr geehrte Frau Haselberger,
vielen Dank für Ihre zustimmenden Worte im Hinblick auf das gesellschaftliche Spaltungspotential von 2 G Regelungen.
Zu Ihrer Frage: Manche Nebenwirkungen der Impfung entsprechen bis zu einem gewissen Grad den möglichen Komplikationen einer Covid 19 Erkrankung, wie Sie zu Recht bemerkt haben. Aber es gibt auch entscheidende Unterschiede. Das Verhältnis der Nebenwirkungen in Bezug auf das Alter der Patienten ist gewissermaßen umgekehrt proportional. Gerade Jüngere, die selten Komplikationen der Erkrankung haben, leiden häufiger an Impfkomplikationen als die Älteren.
Wie im Artikel beschrieben, kann bei männlichen Jugendlichen bei ca. 1/6000 Impfungen eine Herzmuskelentzündung auftreten. Wenn man also 1 Mio. Jugendliche impft, setzt man davon ca. jeden sechstausendsten Jugendlichen diesem Risiko aus. Von diesen 1 Mio. wären aber vermutlich sehr viele in den nächsten 6 Monaten (also dem Zeitraum nach dem vermutlich wieder eine Auffrischimpfung ansteht) gar nicht an Covid 19 erkrankt. Sie setzen bei einer Impfung gesunde Menschen einem Risiko aus, ohne zu wissen, ob diese überhaupt in den nächsten Monaten erkranken würden. Daher gelten normalerweise für Impfstoffe besonders hohe Anforderungen.
Sie fragen, ob man nach einer Impfung nicht besser überwacht wird als nach einer Erkrankung. In der täglichen Praxis ist naturgemäß eher das Gegenteil der Fall. Wenn jemand an Covid 19 erkrankt, befindet er sich in Quarantäne und wird in dieser Zeit engmaschig medizinisch betreut, schont sich und achtet auf alle Symptome. Nach einer Impfung kann man sich in der Regel nur bedingt schonen, außer man ist aufgrund starker Nebenwirkungen krankgeschrieben oder kann sich einige "Ausruhtage" beruflich leisten. Gerade fehlende Schonung kann u. U. das Risiko von Herzmuskelentzündungen erhöhen. Viele Patienten bringen Symptome nach der Impfung auch nicht mit dieser in Verbindung, da ja auch medial eher der Eindruck erweckt wird, dass es kaum Nebenwirkungen gibt.
In dieser Hinsicht besteht also kein Vorteil der Impfung. Gerade in Bezug auf die Nebenwirkungsrate zeigt sich, dass hier die Jüngeren überproportional mit Nebenwirkungen belastet werden, während sie unterproportional von der Impfung profitieren. Das ist ja auch ein zentraler Grund, warum die Nutzen / Schadensbilanz der Impfung in den jüngeren Altersgruppen - vorsichtig formuliert - sehr mager ausfällt.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Bernhardt
Irene Laska (Mittwoch, 24 November 2021 20:18)
Sie argumentieren in diesem Artikel mit Ihrem medizinischen Sachverstand, sprechen vernunftbetontes Denken an und geben damit eine fundierte, klare Diskussionsgrundlage.
Meine Frage ist: wie können davon mehr Menschen erreicht werden, die ihren gesunden, Menschenverstand nicht verloren haben, und was muss geschehen, um Menschen in der Politik nicht nur zu erreichen, sondern zu Offenheit und bestenfalls einem Umdenken zu bewegen?
Ich hoffe, Ihr Text findet so große Verbreitung , dass nicht nur ähnlich-Denkende dazu nicken, sondern eine breite Öffentlichkeit diese Gedanken aufnehmen kann. Mit vielen guten Wünschen
Ila
Ingrid Haselberger (Dienstag, 23 November 2021 23:28)
Danke für diesen Artikel! Sie sprechen mir in vielen Punkten aus dem Herzen. Bei uns in Österreich galt bis vor kurzem 2G bzw "Lockdown für Ungeimpfte" - ich halte das wirklich für gefährlich.
Was mich aber noch interessieren würde:
Die Gefahren, die eine Impfung für gewisse Menschen bedeutet - sind das nicht ganz ähnliche Gefahren wie die, die für dieselben Menschen auch eine "Wildinfektion" bedeuten würde? Denn die Impfstoffe sind ja aus dem Virus abgeleitet, nicht wahr?
Und ist es nicht so, daß das bei einer Impfung gewissermaßen kontrollierter abläuft als bei einer Infektion? Erscheint mir jedenfalls plausibel - denn man kann die genaue Beobachtung nach der Impfung einplanen, was bei der Infektion nicht so leicht möglich ist.
Falls es nicht so sein sollte: darüber wüßte ich gern mehr.
Herzlich,
IH
Christoph Bernhardt (Dienstag, 23 November 2021 06:37)
Sehr geehrter Herr Wagenmann,
vielen Dank für Ihre Anmerkungen. Sie erwecken den Eindruck, als würde die in meinem Artikel skizzierte Strategie nur auf Tests setzen und die Impfung ganz außer Acht lassen und dabei eine unkontrollierte Durchseuchung der Bevölkerung in Kauf nehmen. Das ist nicht zutreffend. In meinem Artikel heißt es wörtlich:
"Impfen dient primär dem Eigenschutz, Testen dem Fremdschutz. Beide Strategien ergänzen sich also. Wenn man beide klug kombiniert, kann man auf diesen beiden Säulen eine rationale Pandemiebekämpfung aufbauen."
Es geht also offensichtlich nicht um ein entweder - oder, sondern um eine kluge Kombination von Impfung und Tests. Wie von mir ebenfalls erwähnt, ist die Impfung v. a. für die Risikogruppen sinnvoll, da diese das höchste Risiko für einen schweren Verlauf haben und daher am ehesten zu einer Überlastung der Intensivstationen beitragen, während beides bei 20Jährigen Ungeimpften nicht der Fall ist.
Die aktuelle Strategie der Regierung, nur auf die Impfung zu setzen und Tests zu vernachlässigen, führt momentan v. a. zu einer unkontrollierten Durchseuchung der Geimpften, da bei 2G-Events, die ohne Tests und ohne weitere Hygienevorschriften stattfinden, ideale Bedingungen für die von Kekulé beschriebene Tarnkappenbomberwelle unter den Geimpften geschaffen werden.
Nach aktuellen Zahlen des letzten Wochenberichtes des RKI, sind 43 % der Neuinfektionen bei den U60-Jährigen und 61.6% der Neuinfektionen bei den Ü60-Jährigen doppelt geimpft. Wie Frau Brinkmann, die im bisherigen Verlauf der Pandemie v. a. durch abenteuerliche Fehlprognosen auf sich aufmerksam gemacht hat, angesichts dieser Zahlen zu der von Ihnen zitierten Behauptung gekommen ist, dass Ungeimpfte an 9/10 der Infektionen beteiligt seien, ist schwer nachvollziehbar und scheint mir mit den Grundrechenarten auch schwer vereinbar zu sein. Da sie keinen Link zu den Originalaussagen von Frau Brinkmann angegeben haben, beziehe ich mich hier nur auf die von Ihnen zitierten Aussagen, ohne beurteilen zu können, ob sie tatsächlich so gefallen sind.
Sie erwecken in Ihren Ausführungen den Eindruck, dass die aktuelle Situation viel besser wäre, wenn die Impfquote höher wäre. Das ist ja auch das aktuelle Narrativ der Politik. Diese Annahme ist jedoch nicht haltbar, da auch in anderen Ländern mit sehr hoher Impfquote aktuell die Zahlen explodieren. Island, Irland, Dänemark, Belgien und die Niederlande haben trotz deutlich höherer Impfquote sogar höhere oder allenfalls wenig geringere Inzidenzen wie wir. Siehe dazu: COVID-19 Data Explorer - Our World in Data.
Zu behaupten, dass die Lage bei uns besser wäre, wenn bei uns die Impfquote so hoch wäre, wie in Ländern, in denen die Zahlen sogar noch schlechter als bei uns sind, ist logisch nicht plausibel.
Irland hat jetzt übrigens bei einer Impfquote von 93 % unter den Erwachsenen, bei der ja laut den ursprünglichen Prognosen der Experten die Pandemie eigentlich beendet sein sollte, einen Semi - Lockdown beschlossen und bereitet die Bevölkerung bereits auf den kompletten Lockdown vor.
Man müsste eben endlich der Wahrheit ins Auge blicken, dass die Impfung zwar relativ gut in Bezug auf Eigenschutz vor schweren Verläufen wirkt, aber nur ungenügend zum Fremdschutz beiträgt, also die Inzidenz nicht brechen kann. Sie haben das ja zumindest bis zu einem gewissen Grad ebenfalls eingeräumt. Das offensichtliche Scheitern der bisherigen Strategie beweist, dass man die Wirkung der Impfung für den Fremdschutz massiv überschätzt hat. Daher sind Tests als zweite Säule der Pandemiebekämpfung dringend geboten.
Zum Schluss möchte ich betonen, dass es mich freut, dass Sie in Ihrem Beitrag ebenfalls zur Überwindung der Spaltung aufgerufen haben. In diesem Punkt stimme ich Ihnen gerne zu - das war ja auch ein Kernanliegen meines Artikels.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Bernhardt
Kurt Fleig (Montag, 22 November 2021 21:33)
Ein hervorragender Beitrag: Argumentativ hochstehend, Analytisch brillant. Und es gäbe noch so viele weitere Säulen: Angefangen mit der Beendigung der Angstkampagne sowie der konsequenten Würdigung der Erkenntnisse aus der Psychoimmunologie. Würden diese genauso medial verbreitet, wie die Schreckensszenarien, stünden wir an einem anderen Punkt. Vielen Dank für die Suche und die Bereitstellung solcher Beiträge. Sie lassen die Hoffnung leben...
Hans Wagenmann (Montag, 22 November 2021 08:50)
Vielen Dank für den Beitrag von Dr. med. Bernhardt, seine Betrachtungen und Schlußfolgerungen, bzw. Konsequenzen. Was hieße das aber aus meiner Sicht. Es hieße
man läuft der Infektion durch Sars-Cov2 hinterher. Denn durch Testung werden aktive
Infektionen gefunden, die schon weiterer Infektionen evtl. ausgelöst haben können und diese Verbreitung erst durch Testung und Quarantäne verhindern würde. Es würde, würde man auf Testung anstatt auf flächendeckende Impfung setzen, ohne das beide im
Verhältnis zueinander Schutz böten ein extremer Druck einerseits auf die Nachverfolgung
entstehen, die kaum zu leisten sein wird und es würde eine extreme hohe Quote von
Quarantänen entstehen, deren soziale und psychische Wirkung keineswegs ohne Folgen sind, ebenso wie die dadurch entstehenden Krankheitsverläufe, die das System an Krankeitsversorgung und Vorsorge weit über ihre Grenzen bringen würden. Kann und sollte das Weg sein? Testung ist nicht, wie Impfung Prävention, auch wenn deren Wirkung bedingt durch die Delta-Variante weniger deutlich ist, als erhofft. Es entstünde eine Durchseuchung, die eine komplette Teststrategie anstatt einer Impfung für alle bedeuten würde, nicht auch die Chance, dass sich Sars-Cov2 Varianten entwickeln, deren Wirkung und Infektion weit höher ist als die momentane Delta-Variante? Wie stehen die im Beitrag von Dr. Bernhardt genannten Zahlen der Schutzwirkung, andere Studien schätzen diese wesentlich höher ein, zu den eindeutigen Verhältnissen, die sich in täglichen Zahlen zeigen zwischen Impfrate und Infektionsrate zeigen? Die Zahlen der symptomatischen Impfdurchbrüche liegt bei 1% der geimpften und an 9 von 10 Infektionen sind Ungeimpfte beteiligt. Das heißt, dass allein in einem 1/10 die Weitergabe unter Geimpften untereinander geschieht, laut Prof. Brinkmann.
All das heißt aus meiner Sicht, ich könnte weitere Punkte einbringen, das vollständig oder
gar geboostert Geimpfte sich nicht in Sicherheit wiegen sollten, sondern dass wir uns in einer allen gemeinsamen pandemischen Situation befinden, die wir gemeinsam zu verantworten haben, ohne dabei zu vergessen, dass laut den meisten Experten die Ungeimpften Treiber der Pandemie sind. Experten wie Streck oder Kekulé sehen unabdingbar die Impfung als wesentlicher Teil einer Entwicklung an, von einer pandemischen zu einer endemischen Lage zu kommen, die eine Normalisierung unserer gemeinsamen Lebenssituation ermöglichen würde.
Was würde das für mich an Konsequenzen bedeuten, die ich als Geimpfter bereits praktiziere. Es heißt die Geimpften stärker als bisher in die Testung, wechselseitige soziale Fürsorge, in einen evtl. Lockdown miteinzubeziehen und sie damit verstärkt in die gemeinsame Verantwortung für die pandemische Situation hineinzunehmen und damit einer verstärkten Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, andererseits aber auch an die gesellschaftliche Verantwortung von Umgeimpften hinzuweisen, die aus meiner Sicht, ich habe versucht das zu erläutern durch Testen aller allein nicht gegeben sein kann und die Rhetorik beider Seiten zu mäßigen. Dabei warte ich noch immer auf Seiten der Maßnahmenkritiker und Impfkritiker auf klarere Distanzierungen von radikalsten Aussagen ihrer Seite, von Morddrohungen, die ausgesprochen werden und so u.a Herr Streck und Herr Drosten unter Polizeischutz stehen. Dies zu unterlassen ist aus meiner Sicht nicht hilfreich um gegenseitiges Vertrauen wieder aufzubauen oder nicht weiter zu gefährden. Diese Art der Gefährdung geht von Befürwortern der Maßnahmen gegenüber Skeptikern nicht aus. Oder als weiteres Beispiel aus dem anthroposophischen Umkreis, dass die "Ärzte für freie Impfentscheidung" in ihren Videos von Staatsmedien und Staatsbloggern sprechen. Das ist eine unsachgemäße Diffamierung und damit ein bewusster Entscheid zur Spaltung, eine Verneinung kulturellen Respekts. In Deutschland und in anderen Demokratien bestehen keine Staatsmedien, bzw. Staatsblogger, diese sind Teil diktatorischer oder totalitärer Systeme. Solche Äußerungen, oder auch das hier im Blog AFD-Abgeordnete als Quelle herangezogen werden, erschweren es mir einen dialogischen Gesprächsfaden zu entwickeln, bzw. aus meiner Sicht verstärken Sie damit gar eine gesellschaftliche Spaltung, die ja eines der maßgeblichen Ziele der AfD ist. Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass Sie AfD nahe sind, aber dass sie als Quelle zitieren lässt Fragen entstehen, die ich durchaus in Schärfe, aber nicht Diffamierung zu stellen versucht habe. Vielleicht ist das gelungen, vielleicht auch nicht. Eine Gesellschaft lebt in Teilen immer in Differenzen und dies macht auch ihren lebendigen Diskurs, ihrer kulturelle Vielfältigkeit aus, die ich nicht verlieren oder auf eine Sichtweise beschränken möchte.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Wagenmann