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Große Konjunktion und Corona Pandemie

Der folgende Text von Hartmut Ramm ist ein leicht bearbeiteter Auszug aus unserem dritten Buch zur Corona-Pandemie: „Corona und das Rätsel der Immunität“.[1]

 

Große Konjunktion und Corona-Pandemie

Das Jahr der Corona-Pandemie ist für viele Menschen, die ihren Blick noch an den gestirnten Himmel richten, innig verbunden mit dem Anblick von Jupiter und Saturn, die sich am östlichen Rand des Sternbildes Schütze aufeinander zu bewegen. Ihre Große Konjunktion werden die beiden Planeten am 21. Dezember 2020 dann allerdings im Sternbild Steinbock zelebrieren: Saturn überschreitet die imaginäre, auf den realen Sternenhimmel projizierte Grenze zwischen den beiden Sternbildern am 3. Dezember, Jupiter elf Tage später.

Während ihre Annäherung sich im Herbst immer mehr in den Abendhimmel verschob, stiegen überall in Europa die Zahlen der mit erweiterten Testmöglichkeiten erfassten Corona-Infektionen in rasantem Maße an. Dabei schien eine solche Entwicklung, als sich die Pandemie-Lage im Sommer 2020 entspannte und nicht nur Sport und Feiern, sondern auch Reisen vorübergehend wieder möglich wurden, für viele noch kaum vorstellbar. Tatsächlich aber ist, wenn ein weiter gefasster historischer Kontext betrachtet wird, die zweite Welle der Corona-Pandemie keineswegs überraschend. Auch während der Spanischen Grippe begann nach einer ersten Welle, die in Europa im Juni und Juli 1918 ihren Höhepunkt hatte, Ende August 1918 eine zweite Welle, die im Oktober und November 1918 gegenüber der ersten Welle um ein Mehrfaches höhere Todeszahlen nach sich zog. Auch damals näherten sich Jupiter und Saturn einander an, wenngleich ihre Große Konjunktion erst im Juni 1920 eintrat.[2]

Seit sich das Corona-Virus Ende Januar 2020 von China aus nach Europa und von dort auf andere Kontinente ausgebreitet hatte, entfaltete sich die Annäherung von Jupiter und Saturn zunächst gut sichtbar am Morgenhimmel. Kaum hatte die WHO am 11. März aufgrund massiv steigender Infektionszahlen, Erkrankungen und Todesfälle die neue Lungenkrankheit zur Pandemie erklärt, gesellte sich zehn Tage später Mars als dritter obersonniger Planet zu den beiden Hauptakteuren der Großen Konjunktion. Auch wenn der Rote Planet mit seinem rascheren siderischen Umlauf von knapp zwei Jahren jede Große Konjunktion zumindest einmal in ihrer Entstehungsphase begrüsst, sind derart nahe Begegnungen der obersonnigen Planeten doch eher selten. Das nahe Beisammenstehen von Saturn, Jupiter und Mars am 31. März 2020 mag denn auch an die sehr enge Dreifach-Konjunktion im Jahr 1345 erinnern, als eine der schwerwiegendsten Beulenpest-Pandemien der Menschheit ausbrach[3] und Sternenkundige schon bald einen Zusammenhang mit dem kosmischen Ereignis sahen. 

Den gesamten Sommer durch waren Jupiter und Saturn abends sehr schön am Südhimmel zu beobachten, und im Herbst vollzogen die beiden Grossplaneten auch die weiteren Schritte ihrer Annäherung noch immer gut sichtbar am westlichen Abendhimmel. Am Tag ihres eigentlichen Zusammentreffens am 21. Dezember 2020 werden sie dann nur wenige Handbreit über dem südwestlichen Horizont aus dem Licht der untergehenden Sonne hervortreten und bei günstigen Bedingungen noch eine gute Stunde lang zu sehen sein. Wenn sie sich zwischen 19 und 20 Uhr in der Großen Konjunktion wie zu einem Licht vereinen, sind Jupiter und Saturn allerdings bereits unter dem Horizont versunken.  

In diesem Übergang vom Sichtbaren zum Unsichtbaren deutet sich das Motiv eines Wandels an. Nicht mehr steht allein im Vordergrund, was Augen sehen können, sondern wie der Mensch, der darauf vorbereitet ist, das Ereignis im Inneren mit-erleben kann, auch wenn es unsichtbar wird. «Man sieht nur mit dem Herzen gut.» Lässt Antoine de Saint-Exupéry den kleinen Prinzen zum Fuchs sagen, denn: «Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.»

 

Eine neue Achtsamkeit üben

Die Art und Weise, wie sich die Große Konjunktion im Lauf des Jahres 2020 von Ost nach West am Morgenhimmel vorbereitet, im Sonnenuntergang verdichtet und dann doch dem Auge entzieht, wirkt wie eine Aufforderung an den modernen Menschen, übend sein inneres Erleben zu stärken: die Augen des Herzens nicht passiv als Gottesgeschenk zu erwarten, sondern aus eigenem Entschluss und mit eigener Kraft selbst zu entwickeln.

Unsichtbar sind auch die winzigen Viruspartikel, vor denen wir uns hüten sollen, um ihrer Verbreitung Einhalt zu gebieten. Gegenwärtig scheint das nur erreichbar durch Gesetze, Verordnungen und Kontrollen, vielleicht auch bald schon Impfungen.[4] Ein Schritt weiter wäre, wenn Menschen aus eigenem Antrieb eine neue vorausschauende Achtsamkeit entwickelten könnten, in der jeder Einzelne seine körperliche und seelische Widerstandskraft selbst zu stärken und sich aus Respekt vor einer nicht unmittelbar wahrnehmbaren Verletzlichkeit des Gegenübers zurückzunehmen lernt.

Eine derartige proaktiv achtsame Haltung, aus freiem Willen entwickelt und nachhaltig im Alltag verwurzelt, kann dann auch in weiteren Zusammenhängen zu einem Wandel beitragen. Etwa indem wir die Verletzlichkeit der uns umgebenden Natur fühlen und ernster nehmen. Nicht nur im Kopf wissen, sondern im Herz empfinden lernen, wie das weltweite Abholzen von Wäldern und Zurückdrängen der Tierwelt die Viren dazu bringt, sich neue Lebensräume zu suchen und im Menschen zu finden. Zwar setzt die erste von 10 wichtigen politischen Empfehlungen im UN-Report zur «Prävention der nächsten Pandemie» auf die «Stärkung von Bewusstsein und wachsendes Verständnis (Wissen) über die Risiken zoonotischer und neu auftretender Krankheiten und deren Prävention (wo angebracht) auf allen Ebenen der Gesellschaft, um eine breite Unterstützung für Risiko-minderungs-Strategien aufzubauen.»[5] Doch für nachhaltige Fortschritte werden mehr Bewusstsein und Kenntnisse allein nicht ausreichen: Es gilt das erweiterte Wissen zur Empathie zu steigern, das Kopf-Wissen durch verbindliches Herz-Empfinden zu vertiefen. Das können wir auch üben, indem wir den Gefühlen, die uns beim sinnlichen Anblick der Sternenwelt berühren, vertrauen und nachhaltig Bedeutung für unser Leben zugestehen.                                        Hartmut Ramm

 

 


[2] Vgl.: H. Ramm: Zur kosmologischen Symptomatologie von Grippe-Pandemien. In: M. Glöckler, A. Neider, H. Ramm: „Corona – eine Krise und ihre Bewältigung“, Akanthos Akademie Stuttgart 2020, S. 125ff.

[3] Pandemics That Changed History. Online [01.11.2020]:  https://www.history.com/topics/middle-ages/pandemics-timeline

[4] Wie wenig haben wir doch aus der Geschichte – von der Spanischen Grippe – gelernt. So schreibt Laura Spinney in ihrem Buch «1918 – Die Welt im Fieber. Wie die Spanische Grippe die Welt veränderte» (Carl Hanser Verlag München, 5. Aufl. 2020; S. 329): «Die Erfahrung hat gezeigt, dass Vorschriften wenig Akzeptanz finden, und freiwillige Massnahmen zur Gesundheitsvorsorge dann am effektivsten sind, wenn individuelle Entscheidungen respektiert und Polizeigewalt vermieden werden.»

[5] UN-Report: PREVENTING THE NEXT PANDEMIC - Zoonotic diseases and how to break the chain of transmission. [Online, 1.11.2020: https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/32316/ZP.pdf?sequence=1&isAllowed=y]

 

 

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