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Trendwende? Jens Spahn rudert zurück...

[Christoph Hueck:]  ... und sogar die FAZ ändert ihre Meinung - versucht aber immer noch eine Rechtfertigung der Corona-Maßnahmen. Es lohnt sich, den ganzen FAZ-Kommentar vom 2.9. zu lesen.

 

"Es gibt Schlimmeres als das Virus

Ein Komentar von Jasper von Altenbockum

Gesundheitsminister Jens Spahn signalisiert einen anderen Umgang mit Corona: Wenn das Virus Russisch Roulette spielt, sollte der Staat vor lauter Schutz nicht noch brutaler sein.

Nach vielen Andeutungen hat Jens Spahn jetzt eine klare Botschaft nachgeliefert: Was sich im März und April in Deutschland abspielte, wird es so nicht wieder geben. Die Stichworte „Friseur“ und „Einzelhandel“ waren schon früher gefallen, aufhorchen ließ jetzt der Hinweis auf die Pflegeheime.

Pauschale Besuchsverbote, versicherte Spahn, werde es auch im Falle stark vermehrter Corona-Infektionen nicht mehr geben müssen. Das ist eine mutige Feststellung angesichts der Risiken, die für Pflegeheime mit der Pandemie weiterhin verbunden sind.

Die Bemerkung Spahns lässt sich deshalb nicht nur damit erklären, dass die Corona-Routine mehr Freiräume erlaubt. Offenbar hat sich auch der Blick auf die Krankheit geändert.

Vieles von dem, was im Frühjahr nach „Bergamo“ als geboten und opportun erschien, entpuppt sich heute als unnötig. Dass es so kommen würde, wusste man allerdings schon damals. Der Sinn des „Hammers“ war es schließlich, den Alltag erst einmal nahezu stillzulegen, um schrittweise herausfinden zu können, welcher wiederbelebte Teil dieses Alltags die Infektionen steigen lässt.

Deshalb, und nicht weil man es schon immer hätte wissen können, ist man heute klüger als damals. Es wird ein Streit um des Kaisers Bart bleiben, ob die Pandemie auch ohne die März-Maßnahmen so „harmlos“ verlaufen wäre wie eine Grippewelle.

Sicher ist dagegen, dass das Virus mit seinen Opfern, anders als das Grippevirus, Russisch Roulette spielt: Manche merken nichts, die anderen landen, wenn das Schicksal es will, auf der Intensivstation.

Spahns „Entwarnung“ für die Pflegeheime hat deshalb gar nicht so sehr mit der Krankheit selbst zu tun. Die Grausamkeit, einen Sterbenden im Pflegeheim allein zu lassen und den Angehörigen den Abschied zu verwehren, muss abgewogen werden gegen das Russisch-Roulette mit Todesfolge. Ist diese Gefahr so grausam wie das andere?

Der Staat hat die Frage noch vor wenigen Wochen seinem Auftrag untergeordnet, Schutz zu bieten. Weder kann er aber Schutz vor jedem Schicksal bieten noch darf er selbst Schicksal spielen. Da birgt der beste Schutz schon wieder Brutalität."

 

Auf einmal ist von der Brutalität der staatlichen Maßnahmen und vom "Schicksal" die Rede...

 

Doch, man hätte es schon damals besser wissen können! Wenn man sich nicht in arrogantester Weise über die von Anfang an in aller Sachlichkeit vorgetragenen kritischen Äußerungen der "Covidioten" und "Spinner" hinweggesetzt hätte.

Aber auch das wird noch aufgeklärt werden.

Christoph Hueck 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Andreas Neider (Freitag, 04 September 2020 09:52)

    Der Ausdruck "Russisch-Roulette", den der FAZ-Kommentator Jasper von Altenbockum im Zusammenhang mit dem Corona-Virus hier gebraucht, erscheint mir gelinde ausgedrückt irreführend zu sein.
    Denn wie die Virologie schon seit langer Zeit weiß: "Das Virus ist nichts, der Wirt ist alles."
    Es ist also doch nicht einfach ein willkürliches Schicksal, das darüber entscheidet, ob sich jemand ernsthaft infiziert oder nicht, sondern es sind auch gegenüber COVID-19 die durch den Menschen selbst geschaffenen leiblichen Grundlagen seines Immunsystems, wie wir inzwischen gelernt haben. Unser Immunsystem ist nämlich auch unabhängig von sogenannten Antikörpern in der Lage, mit dem SARS-COV2 fertig zu werden. (Siehe dazu den Blogbeitrag vom 18.8.)
    Gesundheit und Kankheit hängen letztlich immer, auch in der Corona-Krise, mit der gesunden Lebensführung eines Menschen und natürlich mit seinem Schicksal zusammen, das er sich aber durch seine Vergangenheit selbst zubereitet hat.
    Da herrscht also kein blindes Russisch-Roulette, sondern es ist der Mensch selbst, der hier teils bewusst, teils unbewusst, sein Wohl und Wehe in der Hand hat.
    Dass die staatlichen Corona-Maßnahmen unser Immunsystem allerdings in extremer Weise negativ beeinflussen oder medizinische Fehlhandlungen dem Leben eines Patienten ein vorzeitiges Ende bereiten können, darin drückt sich dann schon eher die Willkür eines Systems aus, für das der einzelne Mensch nicht verantworlich ist, und dem er im Sinne eines russischen Roulette tatsächlich hilflos ausgeliefert sein kann.
    Es sei denn, die Irrtümer eines Jens Spahn und der mit ihm für die Corona-Maßnahmen verantwortlichen Politiker werden im Sinne unserer Demokratie so ergebnisoffen untersucht, dass daraus dann auch die entsprechenden, politisch notwendigen Konsequenzen gezogen werden.
    Erst damit könnte dann dieses tatsächlich ablaufende Russisch-Roulette der Corona-Maßnahmen hoffentlich endgültig beendet werden.

  • #2

    Ursula Gluske-Tibud (Samstag, 05 September 2020 12:07)

    Warum so polemisch: "rudert zurück" - "Streit um Kaisers Bart"? Darf nicht auch ein Jens Spahn lernen und seine Einstellung ändern? Das könnte z.B. optimistisch stimmen. Wir werden es nie wissen, ob der Lockdown Leben gerettet hat. Vielleicht wäre auch hier nach Vergleich der Situationen in anderen Ländern Lernfähigkeit möglich?