[Andreas Neider:] „Corona-Verschwörungen: Warum drehen so viele Promis durch?“
„Ken Jebsen und Co: Wie Verschwörungstheoretiker versuchen, die öffentliche Debatte in Deutschland zu kapern.“ „«Gib Gates keine Chance»: In Deutschland nutzen Verschwörungstheoretiker und Radikale die Gunst der Stunde.“ „Wenn die Eltern plötzlich an Verschwörungstheorien glauben. Seit dem Ausbruch des Coronavirus glauben viele Menschen an Verschwörungserzählungen – auch solche, die bislang nicht dadurch auffielen. Die Folgen können verheerend sein. Wie können Angehörige den Betroffenen helfen?“
Überall in der Presse und den digitalen Medien wird derzeit mit größter Sorge auf das „Abdriften“ von immer mehr Menschen in den Bereich der sogenannten „Verschwörungstheorien“ hingewiesen. Insbesondere besorgte und wohlwissende Psychologen ergehen sich mit allerhand Theorien darüber, was hinter diesem „besorgniserregenden“ Phänomen stecken könnte, und man liest dann beispielsweise:
„Häufig gibt es den Expert*innen zufolge eine Vorgeschichte. Etwa ein Hang zu alternativen Heilmethoden wie Homöopathie oder massive Vorbehalte gegenüber Impfungen. Vorzeichen einer beunruhigenden Entwicklung, die sich jetzt erst so richtig in Gang setzt.“[1]
Aha, da haben wir das Virus also! Menschen mit einem „Hang zu alternativen Heilmethoden“ oder gar, wie grauenhaft!, zur „Homöopathie“! Ja, in welche Abgründe kommen wir da denn hinein! Nur fragt man sich bei all diesem besorgten Expert*innen-Wissen: Was glaubt ihr denn nun eigentlich? Woher kommt denn das Corona-Virus, und warum erkranken denn die Menschen überhaupt daran? Oder andersherum: Warum erkranken denn die meisten Menschen überhaupt nicht daran?
Oder noch anders gefragt: Warum ist denn die Zahl der täglichen Neuinfektionen bereits vor dem Lockdown am 22. März zurückgegangen? Oder nochmal anders gefragt: Warum kommt ein Bericht des renommierten wissenschaftlichen Medizinjournals „The Lancet“ noch vor Beginn der Diskussion rund um den Maskenschutz, Anfang April zu dem Ergebnis, dass Schulschließungen zur Eindämmung von Coronaviren keinen oder nur einen minimalen Effekt haben?[2]
Oder nochmals anders gefragt: Warum kommt der BMI-Mitarbeiter Stefan Kohn in seinem Dokument zur Gefahrenbewertung der Bundesregierung zu dem Ergebnis: „Das Krisenmanagement hat in der Vergangenheit (leider wider besseren institutionellen Wissens) keine adäquaten Instrumente zur Gefahrenanalyse und –bewertung aufgebaut. Die Lageberichte, in denen alle entscheidungsrelevanten Informationen zusammengefasst werden müssten, behandeln in der laufenden Krise bis heute nur einen kleinen Ausschnitt des drohenden Gefahrenspektrums. Auf der Basis unvollständiger und ungeeigneter Informationen in den Lagebildern ist eine Gefahreneinschätzung grundsätzlich nicht möglich. Ohne korrekt erhobene Gefahreneinschätzung kann es keine angemessene und wirksame Maßnahmenplanung geben. Das methodische Defizit wirkt sich bei jeder Transformation auf eine höhere Ebene aus; die Politik hatte bisher eine stark reduzierte Chance, die sachlich richtigen Entscheidungen zu treffen.
Die beobachtbaren Wirkungen und Auswirkungen von COVID-19 lassen keine ausreichende Evidenz dafür erkennen, dass es sich – bezogen auf die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Gesamtgesellschaft – um mehr als um einen Fehlalarm handelt. Durch den neuen Virus bestand vermutlich zu keinem Zeitpunkt eine über das Normalmaß hinausgehende Gefahr für die Bevölkerung (Vergleichsgröße ist das übliche Sterbegeschehen in DEU). … Die Gefährlichkeit von Covid-19 wurde überschätzt.“
Oder was ist mit dieser Meldung noch vom Anfang April: „Die WHO lehnt öffentliche Verwendung von chirurgischen Masken ab!“ [3] Und folgerichtig dazu: „Söder lehnt Atemschutzmasken-Pflicht in der Öffentlichkeit ab!“[4] Ja was denn nun?
Sind das alles Verschwörungstheorien? Oder werfen diese Fakten nicht einfach ein deutlich anderes Licht auf die Vorgänge rund um COVID-19? Die vermeintliche Sicherheit der regierungsnahen Erklärungs- und Rechtfertigungsmuster sowie die daraus folgenden Rechtsverordnungen wie etwa der Maskenpflicht deuten doch auf etwas ganz anders hin: Hier wiegt sich eine die Deutungshoheit über die Corona-Krise beanspruchende Mehrheit in einer Scheinsicherheit.
Diese Scheinsicherheit ist dieselbe Sicherheit, die die Weltanschauung des Materialismus bietet, indem sie meint, der Mensch und die Natur beruhten einzig und allein auf festen materiellen Vorgängen. Wie verstörend ist es demgegenüber, wenn der Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, schon als junger Mensch zu der Auffassung kam: „Das sinnenfällige Weltbild ist die Summe sich metamorphosierender Wahrnehmungsinhalte ohne eine zugrunde liegende Materie.“[5]
O Schreck! Ja, wo kommen wir denn damit hin?
Vielleicht sollten sich diejenigen, die sich so sicher im Besitz der Wahrheit dünken, einmal darum kümmern, auf welch schwankendem Boden sie mit ihren Theorien eigentlich stehen. Dann würden sie vielleicht bemerken, wie dünn und unsicher ihre vermeintliche Sicherheit in Wahrheit ist, und wie nahe sie dem Abgrund stehen, der sich dann auftut, wenn man den Dingen wirklich auf den Grund geht. Denn: „Das freie Denken segelt ins Ungewisse hinaus, wenn es sich auf die Suche nach der Wahrheit macht!“[6]
Andreas Neider
[2] School closure and management practices during coronavirus outbreaks including COVID-19: a rapid systematic review. Prof Russell M Viner at al, Lancet I Volume 4, Issue 5
[5] Rudolf Steiner, Einleitungen zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften, GA 1, Dornach 1987, S. 274.
[6] Rudolf Steiner, in: Katholizismus und Fortschritt, Erstveröffentlichung: Magazin für Literatur, 66. Jg., Nr. 37, 18.Sep. 1897, GA 31, S. 189-196.
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Lutz Lehmann (Dienstag, 19 Mai 2020 18:45)
in abscheuliches Gebräu aus Lügen, Irrtümern, Halbwahrheiten und Vorurteilen
Andreas Neider (Dienstag, 19 Mai 2020 21:39)
Vielleicht lesen Sie das einmal:
https://www.nzz.ch/feuilleton/philosoph-markus-gabriel-zu-covid-wir-haben-eine-politische-monokultur-ld.1553074
Dann sehen Sie, dass das, was ich geschrieben habe, philosophisch gut begründet ist.
Max Meier (Sonntag, 24 Mai 2020 09:28)
Das Virus ist nicht gefährlich? Himmel, Warum heben sie dann in Brasilien Massengräber aus?
Liebe Herr Neider wie hätten sie denn gehandelt? Um diese Frage hat sich auch Markus Gabriel herumgedrückt.
Paradoxerweise nehmen Sie für sich die Wahrheit in Anspruch, während die Wissenschaftler, die sich in der Öffentlichkeit äußern, meist sagen, dass sie viel zu wenig wissen. Und sie lernen von Untersuchungen und ändern ihre Meinung. Warum machen Sie ihnen daraus einen Vorwurf? Weil sie im Besitz der Wahrheit sind? Weil sie schon immer wussten, dass alles nicht so schlimm ist...? Ist das etwa Produkt einer anthroposophischen Haltung?
Andreas Neider (Sonntag, 24 Mai 2020 21:36)
Dass das Virus nicht gefährlich ist, hat niemand bestritten.
Die Frage ist doch aber, für wen? Wenn Sie von Brasilien sprechen, dann müssen Sie das doch wohl von Deutschland unterscheiden . Denn dort gibt es sehr viele arme und medizinsch vollkommen unterversorgte Menschen, die gar nicht in der Lage sind, auch nur die einfachsten hygienischen Bedingungen einzuhalten. Selbstverständlich ist das Virus für diese Bevölkerungsgruppen sehr gefährlich. Und der Präsident Bolsonaro nimmt das auch bewusst in Kauf, weil dadurch vor allem die Beschützer des tropischen Regenwaldes getroffen und vernichtet werden. Selbstverständlich müsste man diese Menschen schützen und ihnen helfen, das Virus abzuwehren.
Bei uns aber bestand letztlich zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Überbelastung der Kliniken. Im Gegenteil, am Ende wurde auf den Notfallstationen Kurzarbeit angeordnet.
Und die Hochrechnungen des RKI waren eben leider die einzigen, auf die sich die Regierung gestützt hat, andere Experten wurden nicht gehört, schon gar nicht Experten aus anderen Fachgebieten.
Und diejenigen die man schützen wollte, nämlich die älteren Menschen in den Pflegeheimen, hat man auch nicht danach gefragt, ob sie überhaupt in dieser Wesie geschützt werden wollten. Viele Bewohner solcher Einrichtungen haben unter der Isolation, in die sie verbannt worden sind, viel mehr gelitten als unter der Bedrohung durch das Virus.
Das Problem mit der Wissenschaft ist doch, dass es d i e Wissenschaft gar nicht gibt. Und darauf habe ich eben hingewiesen. Gerade dann, wenn die Erkenntnislage noch so unvollkommen ist wie in der jetzigen Corona-Krise, ist es nicht angemessen, sich ausschließlich auf eine einzige wissenschaftliche Institution zu stützen, die ja aufgrund ihrer Modellrechnungen den empirischen Ansatz von Prof. Streeck von vorneherein abgelehnt hat. Und so gibt es bis heute keine weitere empirische Untersuchung in einer repräsentativ ausgewählten Bevölkerungsgruppe.
Überhaupt gibt es zu dem Gesamtphänomen COVID-19 so viele unterschiedliche Perspektiven zu berücksichitgen, dass es wirklich fatal wäre, sich ausschließlich und allein auf eine einzige, nämlich die der Virologen des RKI zu beschränken.
Leider hat die Regierung ihre eigenen interdisziplinär besetzten Beratungsgremien wie etwa die Leopoldina zwar Strategiepapiere erarbeiten lassen, sich dann aber doch nur von den Leitlinien der Virologen des RKI und des Helmholtz-Zentrums leiten lassen.
Insofern nehme ich eben gerade nicht d i e Wahrheit für mich in Anspruch, sondern verweise lediglich auf diese Multiperspektivität, die es gerade in dieser Krise zu berücksichtigen gälte.
Max Meier (Montag, 25 Mai 2020 21:52)
Also mal Butter bei die Fische: Wie hätten Sie denn gehandelt?
War es bei uns nicht deshalb nicht so gefährlich, weil die Bevölkerung schon eine Woche vor dem Lockdown zuhause geblieben ist? Weil man so rechtzeitig reagiert hat? Weil damit eine Übersterblichkeit von 400% wie in Bergamo oder New York verhindert wurde, wo es nicht rechtzeitig gelang wie auch in Heinsberg, die Infektionen zu verhindern. Die Zustände dort, also bei uns, waren ziemlich gefährlich - Sie haben sicher die Interviews mit dem Landrat damals zur Kenntnis genommen. Oder meinen Sie tatsächlich, dass die abfallenden Kurven der Infektionszahlen ein Naturereignis war?
Hätten Sie mögliche 400% Übersterblichkeit in Kauf genommen?
Andreas Neider (Dienstag, 26 Mai 2020 11:23)
Die Frage ist natürlich nur theoretisch und hypothetisch zu beantworten, aber eines hätte ich sicher nicht getan: Mich ausschließlich auf die Prognosen und Rechenmodelle einer einzigen Institution zu verlassen, anstatt verschiedene Fachleute, auch aus anderen Disziplinen, zu konsultieren.
Die beiden Hauptproblem waren ja doch:
Erstens war die Regierung, insbesondere aber das Gesundheitsministerium trotz vorausgehender Warnungen und Notfallpläne nur ungenügend vorbereitet, d.h. Schwerpunktkliniken einzurichten, Ausrüstung vorzuhalten und Personal mit Blick auf eine mögliche Pandemie auszubilden: alles Maßnahmen, die schon 2006 in einem Zwischenbericht der Schutzkommission im Inneren gefordert, aber nie umgesetzt wurden.
Und zweitens: Die elementar wichtige Prüfung der Auswirkungen der Corona-Politik auf Wirtschaft und Bevölkerung hat nicht stattgefunden. Und das, obwohl spätestens seit 2006 bekannt ist, dass die Nebenwirkungen der Behandlung größer sein können als die Krankheit selbst.
Ein drittes Problem aber war die mangelhafte Ausstattung von Pflegeeinrichtungen mit geschultem Personal, das auch ausreichend bezahlt wird, mit Schutzkleidung und anderen medizinschen Hilfsmitteln, ebenso wie die klinischen Einrichtungen, wo eben in den letzten Jahren alles kaputt gespart worden ist.
Und das war der eigentliche Grund für den Lockdown, diese mangelahfte personelle und technische Ausstattung im Gesundheits- und Pflegebereich.
Natürlich sind Politiker, die irgendwann in ein Amt gehievt werden, immer die Leidtragenden der Fehler ihrer Vorgänger sind. Aber es wird auch niemand gezwungen, Gesundheitsminister zu werden, wenn er dafür nicht wirklich qualifiziert ist.
Insofern ist Ihre Frage eben wirklich nur rein theoretisch zu beantworten.
Und wie schon gesagt sollte man die deutschen Verhältnisse nicht mit den Schreckensszenarien in Bergamo oder New York vergleichen, sondern konkret auf die Verhältnisse hinblicken, mit denen wir es hier zu tun haben.
Um diese besser einschätzen zu können, hätte das Gesundheitsministerium, wie ebenfalls schon gesagt, frühzeitig eine Echtzeitstudie anhand einer repräsentativen Bevölkerungsauswahl durchführen sollen, was das RKI aber abgelenht hat.
Mindestens da hätte ich als Gesundheitminister und Chef dieser Behörde nachgefasst, um auf echte, evidenzbasierte Daten und nicht nur auf die Modelle der Computerspezialisten zurückgreifen zu können.
Max Meier (Mittwoch, 27 Mai 2020 19:58)
Ich stimme mit Ihnen völlig über ein, dass es schwerwiegende Versäumnisse im Vorfeld gab. Auch kann man viel über das wirtschaftlich orientierte Gesundheitssystem sagen. Auch auf die lange alleinige Fokussierung auf das RKI. Ich finde aber, dass es in keiner Weise rechtfertigt, die handelnden Personen abzukanzeln. Wie sagte doch ziemlich treffend Jens Spahn noch am Anfang der Maßnahmen: »Wir werden uns am Ende viel verzeihen müssen«. Ich konnte das gut verstehen. Die Verantwortlichen mussten Entscheidungen treffen, ohne sichere Urteilsgrundlagen. Dresche aus dem gemütlichen Sessel oder der warmen Schreibstube ist mir zu bequem.
Deswegen war meine Frage an Sie schon sehr ernst gemeint. Und mich würde eine echte Antwort interessieren.
Der Vorwurf, man habe überreagiert, die Krankenhäuser hätten ja sogar Kurzarbeit angemeldet , ist im Nachhinein doch sehr einfach zu machen. Ich habe mir auch Querschnittsstudien gewünscht, die ein aussagekräftiges Ergebnis gezeitigt hätten. Ich bin aber mittlerweile keineswegs sicher, ob zu einem so frühen Zeitpunkt mit so geringen Infektionszahlen (wie man jetzt erst (vielleicht?) weiß) ein halbwegs brauchbares Ergebnis herausgekommen wäre, weil die Übertragung auf die Allgemeinheit äußerst fehlerbehaftet gewesen wäre. Das war ja selbst bei der Heinsberg-Studie unlängst noch so. Es gibt ja schon sehr viele Studien über alles mögliche, aber immer noch schwankende Erkenntnisse. Also noch einmal:
Hätten Sie nicht zugemacht?
Mich würde wirklich interessieren, auf was sich diese abqualifizierende Empörung des "Besser-gewusst-haben Wollenden" gegen die handelnden Personen richtet.
Andreas Neider (Freitag, 29 Mai 2020 18:50)
Wollen oder können Sie es nicht verstehen, dass die Corona-Maßnahmen mehr Existenzen zerstört haben als sie gerettet zu haben meinen?
Das ist es doch, worum es bei dem Ganzen geht. Natürlich war das in der allgemeinen Panik Mitte März nur sehr schwer abschätzbar, aber mittlerweile ist es doch wohl jedem klar, der die Verhältnisse eingermaßen klar überblickt.
Und obwohl nun ebenso deutlich ist, dass die Pandemiewelle abgeklungen ist, werden die Grundrechtsbeschränkungen, die Zehntausende um ihre berufliche Existenz gebracht haben und weiterhin bringen, mit dem Hinweis auf das "Infektionsgeschehen" immer noch aufrecht erhalten .
In Baden-Württemberg haben wir gegenwärtig noch 1000 Infizierte, und deswegen werden nicht nur Theateraufführungen und Konzerte nach wie vor verunmöglicht.
Der Hauptgrund für den Lockdown war doch erklärtermaßen die Angst vor einer Überlastung des Gesundheitssystems, vor allem aufgrund der mangelhaften Vorsorge für angemessenen Schutzausrüstung, aber auch wegen dem Mangel an ausgebildeten Pflegekräften, die zudem noch ungenügend geschützt waren.
Das Gesundheitssystem war jedoch zu keinem Zeitpunkt tatsächlich überlastet, und die notwendige Schutzausrüstung ist mittlerweile auch vorrätig. Was also sollen dann diese sinnlosen Beschränkungen unserer Grundrechte jetzt noch bewirken? Werden diese einfach nur deshalb aufrecht erhalten, weil man die anfangs in Panik ergriffenen Maßnahmen im Nachherein nicht als Überschätzung der Gefahrenlage eingestehen will?
Das Eingestehen von Fehlern ist doch aber keine Schande! Im Gegenteil, es würde die Verantwortlichen von der Last befreien, an den einmal gefällten Entscheidungen festhalten zu müssen, nur weil man Angst davor hat, sein Gesicht zu verlieren.
Wenn man schon am Anfang aufgrund mangelnder Vorsorge den Lockdown erklären musste, dann sollte er vor diesem Hintergund nun endlich beendet werde. Denn die am Anfang bestehende Gefahr für das Gesundheitssystem besteht lämgst nicht mehr.
Und Infektionen wird es selbstverständlich nach wie vor geben, so wie es auch jeden Tag Verkehrsunfälle gibt und wir trotzdem auf die Straße gehen.
Das ist der Grund nicht nur meiner Empörung sondern der Empörung zahlreicher Bürger*innen in diesem Land, die sich mit Recht diese Fragen stellen.
Im Übrigen sollten alle diese jetzt noch aufrecht erhaltenen Schikanen nicht mehr die Sache von paternalistisch daher kommenden Ministerpräsidenten, sondern der Parlamente und gewählten Volksvertreter sein. Denn mit dieser paternalistische Manier, insbesondere des Baden-Württmebergischen MP Kretschmann, wird jegliche parlamentarische Opposition einfach ausgeschaltet.
Ja, Herr Kretschmann berücksichtigt nicht einmal mehr die divergierenden Auffassungen seines Koalitionspartners und verkündet Maßnahmen, die mit niemandem abgestimmt sind, außer mit ihm selbst.
Auf diese Weise werden weitere Existenzen aufs Spiel gesetzt. Und wir geraten dadurch immer mehr in die Fänge eines Regierungsstils, der allerhöchstens in der unmittelbaren Anfangsphase der Pandemie gerechtfertigt war.
Es geht also nicht nur um den Exit aus dem Lockdown, sondern vor allem auch um den Exit aus einem mittlerweile äußerst fragwürdigen Politikstil.
Max Meier (Samstag, 30 Mai 2020 06:55)
Nun wird die Meinungsverschiedenheit von uns, glaube ich, recht deutlich: sie besteht darin, dass Sie die Gefahrenlage durch das Virus grundsätzlich völlig anders einschätzen. Und das ungeachtet der Tatsachen und Erfahrungen anderer Länder. Diese Haltung kann ich wirklich nicht verstehen. Man muss doch nur hinschauen. Bei diesem Virus helfen auch keine Krankenhausbetten. Intensivmedizinische Betreuung und Beatmung hilft jawohl in über der Hälfte der Fälle nicht, das Leben zu retten.
Alles andere kann man, finde ich, wirklich diskutieren. Und ich bin sehr froh, dass es auch diskutiert wird, mittlerweile sogar im Fernsehen differenziert und niveauvoll. Ich empfehle dazu die Sendung von Markus Lanz vom 29.05. Macht Herr Ramelow jetzt nicht genau das, was Sie fordern?
Andreas Neider (Samstag, 30 Mai 2020 13:42)
Nicht nur ich schätze die Gefahrenlage anders ein, sondern hunderte von kompetenten Facheuten: https://www.rubikon.news/artikel/weltweiter-widerstand.
Und bei genügender Vorsorge und Ausrüstung des Gesundheitssystems besteht auch nicht mehr die Gefahr der Überlastung angesichts einer solchen Pandemie.
Damit ist nicht gesagt, dass es sich bei COVID-19 nicht um eine gefährliche Erkrankung handelt, die für entsprechend Disponierte und bereits erkrankte Menschen tödlich enden kann.
Das alles wissen wir aber inzwischen, und das Gesundheitssystem ist entsprechend umgerüstet und ausgestattet worden.
Daher meine ich, wie auch Herr Ramelow, dass die weiterhin aufrecht erhaltenen Beschränkungen nicht mehr angemessen sind und wir auf die Mündigkeit der Bürger anstatt weiterhin auf staatlich verordnete Verbote setzen sollten.
Das sieht übrigens auch das Infektionsschutzgesetz so, (§ 1 Abs. 2 IfSG) denn hier wird ausdrücklich auf die Eigenverantwortung und Initiative jedes Bürgers abgestellt.
Insofern sollte nach dreimonatigen Erfahrungen mit dem Lockdown damit jetzt endlich Schluss sein und die weiteren Einschränkungen anhand von entsprechend angepassten Empfehlungen der Gesundheitsämter der individuellen Verantwortung jedes Einzelnen überlassen bleiben.